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Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Deutschen Reich

 

Die nach dem New Yorker Börsencrash von 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise traf Deutschland mit voller Wucht. Die Menschen verarmten rapide. Elend breitete sich aus. Der bescheidene Aufschwung der Wirtschaft nach der Geldentwertung durch die verheerende Hyperinflation von 1923 war finanziert durch Kredite von US-Banken. Diese kamen nun selbst in Zahlungsschwierigkeiten und forderten ihr Geld ultimativ zurück. Deutsche Banken wiederum konnten keine Kredite an Unternehmen mehr ausgeben, was zu Bankrotten führte. Damit war auch die Rückzahlung schon vergebener Kredite hinfällig. Banken brachen zusammen. Mit der Insolvenz der zweitgrößten deutschen Bank, der „Darmstädter- und Nationalbank“, setzte ein Vertrauensverlust der Sparer ein. Alle wollten sofort ihr Geld zurück. Angst machte sich breit. Die Reichsregierung unter Kanzler Brüning griff nun ein, schloss die Banken und begann einen rigiden Sparkurs. Die Banken wurden noch gestützt, aber Steuern und Abgaben wurden erhöht, Löhne und Sozialleisten gekürzt. Aus Angst vor einer neuen Inflation wurden zunächst keine staatlichen Investitionen zur Ankurbelung der Wirtschaft und Arbeitsbeschaffung getätigt, später nur in viel zu kleinem Umfang. Die Preise fielen, die Industrieproduktion dadurch aber auch. Diese Deflationspolitik führte in einen Abwärtssog. Immer mehr Unternehmen brachen zusammen, was zu immer höherer Arbeitslosigkeit führte. Außenpolitisch wollte Brüning mit seiner Politik beweisen, dass Deutschland nicht mehr fähig war, die Reparationen aus dem Ersten Weltkrieg zu bedienen. Dies gelang sogar: Auf mehreren Konferenzen wurde darüber verhandelt, 1932 in Lausanne erließen die USA dem Deutschen Reich die Zahlungen. In Deutschland schnellte die Arbeitslosenquote auf 30 Prozent, es traf jede zweite Familie. Der Konsum sank dramatisch. Die Sozialleistungen, das sogenannte Stempelgeld, reichte nicht zum Überleben. Auf den Straßen sah man Menschen, die im wahrsten Sinne ihr letztes Hemd verkaufen mussten.Andere boten sich für jede Art von Arbeit an.Die Arbeitslosigkeit traf vor allem auch junge Menschen. Ein endloses Warten auf eine neue Stelle begann – oft ohne Erfolg. Die Unterernährung bei Kindern nahm zu. Viele bekamen die einzige Mahlzeit am Tag von den Suppenküchen der Heilsarmee. Das Elend war nicht mehr zu übersehen. In den USA hatte die Wirtschaftskrise die Demokratie nie gefährdet. Im Deutschen Reich stärkte sie aber die demokratiefeindlichen Kräfte:Die Kommunistische Partei Deutschlands unter ihrem Vorsitzenden Ernst Thälmann kämpfte für die Abschaffung der Demokratie durch eine Revolution in Deutschland.Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei unter Adolf Hitler lehnte die Republik der sogenannten „Novemberverbrecher“ ab. Sie machte nach 1918 die Sozialdemokraten und die Kommunisten für die Revolution und die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich. Die sogenannte „Dolchstoßlegende“ wurde verbreitet, nach der das deutsche Heer –so wörtlich - „im Felde unbesiegt“ geblieben sei. Die Revolution in der Heimat habe ihm den weiteren Kampf unmöglich gemacht. Diese Propagandalüge fand breite Zustimmung. Den Versailler Friedensvertrag mit seinen Vorschriften über Gebietsabtretungen, Entwaffnung, Reparationsforderungen und der Deutschland zugeschriebenen Kriegsschuld empfanden sie als Demütigung. Nicht die Verantwortlichen des untergegangenen Kaiserreichs, sondern die Politiker der Weimarer Republik wurden dafür verantwortlich gemacht und diffamiert. Eine große Anzahl von deutschen Wählern glaubte den einfachen Lösungsvorschlägen für die Wirtschaftskrise. Die demokratischen Parteien SPD, Zentrum und Liberale, die die Weimarer Republik bis dahin getragen hatten, verloren bei den Wahlen immer mehr Stimmen. Im Parlament gab es keine Mehrheit mehr für demokratische Regierungen. Der greise Reichspräsident Hindenburg setzte schließlich Kanzler ein – auch Reichskanzler Brüning-, die ohne Zustimmung des Parlaments mit sogenannten Notverordnungen regieren konnten. Das Parlament war entmachtet. Die politische Situation radikalisierte sich. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. 1933 übertrug Hindenburg Hitler die Kanzlerschaft, weil er dachte, durch Einbindung der Rechtsextremisten die politische Situation zu beruhigen. Hitler ergriff aber sofort alle Maßnahmen, um die Demokratie der Weimarer Republik zu beseitigen. Unter den Nationalsozialisten nahm die Zahl der Arbeitslosen durch zwar langsam ab, aber nur durch eine Rüstungskonjunktur. Die Hitler-Regierung nahm immense Kredite bei der Reichsbank auf, die nur einem Ziel dienten: der schnellen Aufrüstung des Dritten Reiches und der Vorbereitung des nächsten Krieges.

Länge: 00:05:39 | O-Ton: ja | Farbe: ja | Jahr: 1923-1933 | Clip-ID: Weltwirtschaftskrise_HV.mp4

 

 

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