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Die Ära Honecker

 

Langsam wurde man v.a. in der SED-Parteiführung des inzwischen 77-jährigen Walter Ulbricht überdrüssig. Er wollte sich der sowjetischen Bevormundung etwas entziehen und die beginnende Entspannungspolitik zwischen Ost und West selbständig gestalten - für die sowjetische Führung zu selbständig. Der Kronprinz und potentielle Nachfolger Erich Honecker scharrte schon mit den Füssen. Am 3. Mai 1971 war es soweit: Mit Unterstützung des sowjetischen KP-Chefs Leonid Breschnew wurde Walter Ulbricht gestürzt und durch Erich Honecker als Erstem Sekretär der SED und damit mächtigsten Mann der DDR ersetzt.Die außenpolitischen Entwicklungen in der Ära Honecker: Schon Ulbricht hatte mit dem Problem zu kämpfen, dass die DDR 1971 erst von 29 Regierungen als Staat anerkannt warDer Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik für ganz Deutschland hatte andere davon abgehalten. Der Weg zur Anerkennung führte also über die BRD. Deshalb hatten schon unter Ulbricht 1970 in Erfurt Gespräche zwischen den beiden deutschen Regierungen stattgefunden, zunächst ohne konkretes Ergebnis. In dem „Transitabkommen“ von 1971 wurde der Verkehr zwischen Westdeutschland und West-Berlin erleichtert. Westdeutsche konnten nun ohne die bis dahin üblichen Durchsuchungen an den Grenzen auf drei klar definierten Strecken durch die DDR von und nach West-Berlin reisen, durften diese aber unter keinen Umständen verlassen. 1972 kam dann der Durchbruch. In dem sogenannten „Grundlagenvertrag“ erkannten sich BRD und DDR gegenseitig als gleichberechtigte Staaten an. Der SPD-Politiker Egon Bahr hatte unter dem Schlagwort „Wandel durch Annäherung“ einen politischen Plan zur Entspannungspolitik zwischen Ost und West entwickelt. Die CDU kritisierte dies als Verrat an der deutschen Einheit. 1973 wurden BRD und DDR in die UNO aufgenommen. 135 Staaten nahmen diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Das Ziel der BRD, die Mauer durchlässiger zu machen, erfüllte sich vorerst nicht. Die DDR nahm an der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, kurz KSZE teil, die auch die Einhaltung der Menschenrechte vorschrieb – vorerst ohne Auswirkungen auf die DDR-Bürger. Hier Honecker und Bundeskanzler Helmut Schmidt 1975 bei der Unterzeichnung der Schlussakte in Helsinki.Ein Höhepunkt der DDR-Außenpolitik war 1987 ein Staatsbesuch Honeckers in Bonn bei Bundeskanzler Helmut Kohl. Er war erst möglich geworden, nachdem der sowjetische KP-Chef Michail Gorbatschow im Rahmen seiner Reformpolitik den Staaten des Ostblocks mehr innen- und außenpolitische Freiheiten zugestanden hatte.Die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Ära Honecker: In den 70-er Jahren gab es eine gewisse wirtschaftliche Blüte, die aber bald nicht mehr zu halten war. Steigende Rohstoff- und Energiekosten und die Ineffizienz der DDR-Wirtschaft führten bald zu massiven Problemen. Um die DDR-Bürger ruhig zu stellen und keinen zweiten Volksaufstand wie 1953 zu provozieren, wurden großzügige Sozialprogramme aufgelegt, v.a. im Wohnungsbau. Neubauviertel in Plattenbauweise breiteten sich aus. Die Altbauten verfielen und wurden teilweise dem Einsturz preisgegeben. Wenn man in die Nebenstraßen von DDR-Städten schaute, konnte man sehen, wie sehr die Ressourcen fehlten. Außerdem kam es immer wieder zu Versorgungsengpässen. Die Subvention der Mieten und Lebensmittelpreise bei schlechter Produktivität der DDR-Wirtschaft war schließlich nicht mehr zu finanzieren. In den 1980er-Jahren war die DDR nahe am Staatsbankrott. Die DDR-Regierung sah sich gezwungen, sogar beim „Klassenfeind“ BRD unter Vermittlung des bayerischen Ministerpräsidenten und politischen Erzfeindes Franz-Joseph Strauß Kredite aufzunehmen. Gegenleistung war der Abbau von Selbstschussanlagen an der DDR-Grenze. In der Innenpolitik blieb die DDR-Führung restriktiv. Jede Opposition wurde von der Stasi unterdrückt. Ein dramatischer Höhepunkt war mit der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann erreicht, die eine große Protestwelle unter DDR-Bürgern nach sich zog. Resignation und Perspektivlosigkeit breiteten sich aus. Viele stellten Ausreiseanträge in den Westen. Andere erzwangen ab Ende der 1980er-Jahre durch die Besetzung bundesdeutscher Botschaften in Osteuropa ihre Ausreise in den Westen. In den 1980er-Jahren entstand innerhalb der DDR im Schutzraum der Kirche eine Friedens- und Umweltbewegung, die politische Reformen in der DDR forderte und zur Keimzelle der friedlichen Revolution von 1989 wurde.

Länge: 00:06:57 | O-Ton: ja | Farbe: ja | Jahr: 1971-1989 | Clip-ID: DieAeraHonecker_HV.mp4

 

 

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